Freitag, 11. November 2011

Smartphone = Terminator in der Hosentasche?

Man begegnet ihnen überall, es gibt keinen Ort, an dem sie nicht Präsenz zeigen und oft genug machen sie auch noch lautstark auf sich aufmerksam. Der technikaffine Mensch verlässt sein sicheres Heim nicht mehr ohne diesen Begleiter. Die Rede ist von Handys, genauer gesagt, Smartphones.

Es sind diese etwa zigarettenschachtelgroßen Wunder der Technik, die unser Leben in den letzten 3 Jahren grundlegend veränderten. Und ebenso wie Zigaretten den Raucher scheinen Smartphones in unserem Gehirn die Konzentration des Hormons Dopamin in einer Weise zu erhöhen, dass man auch hier von einem Suchtzustand sprechen kann. In der selben Art und Weise, wie ein Nikotinabhängiger beim Verlassen seiner Wohnung zwanghaft überprüft, ob er auch für die Zeit seiner Abwesenheit genügend Glimmstängel in der Jackentasche bevorratet hat, greift der Homo modernus instinktiv an seine Hosentasche, um dort eine erwünschte Bestätigung zu erhaschen. Und sollte bei einem erneuten Kontrollgriff in der Bahn, auf der Straße, im Theater oder der Schule plötzlich kein Plastikbarren die Hose ausbeulen, schießt unser Körper sofort panikartig Adrenalin in unser Blut und versetzt uns schlagartig in den Angriffs- bzw. Verteidigungszustand. Selbst wenn wir Augenblicke später das Objekt der Begierde in einer anderen, als der üblichen Tasche finden, rast das Herz weiter und der Blutdruck beharrt auf konstant hohem Niveau.

Wer sich nach längerer, intensiver Nutzung von Smartphones von einem Moment auf den Nächsten in Verzicht üben muss, bemerkt schnell und unerwartet, wie sehr die Nutzung vom "schlauen Telefon" unseren Alltag beeinflusst, ja vielleicht bestimmt hat. Man muss "umständlich" E-Mails über den PC oder Mac abrufen, man bekommt nicht sofort die neuesten Tweets oder Postings von Facebook zu sehen, ja es bleiben uns ganze Kommunikationskanäle verwehrt. Man fühlt sich unter Umständen einsam, abgeschnitten von der Welt da draußen, in die wir sonst in Sekundenschnelle eintauchen konnten. Auch muss man sich abends 20.00 Uhr wieder der Tagesschau bedienen, um nicht ganz den Anschluss am Weltgeschehen zu verpassen - und selbst dabei fühlt man sich, als sei man der Letzte, der erfährt, dass ein libyscher Diktator getötet wurde.

Ist diese Abhängigkeit nicht bedenklich? Ist dies der Anfang apokalyptischer Visionen von der Übernahme der Menschheit durch die Maschinen, wie sie vielfach Stoff zahlreicher Hollywood-Blockbuster bot?

Wohl eher nicht. Aber einige unschöne Veränderungen brachte die von Steve Jobs damals vollmundig angekündigte technische Revolution doch mit sich. Man kann einen gewissen negativen Einfluss auf die Umgangsformen und Manieren einiger Leute wahrnehmen. So bemerken viele Menschen oft nicht, dass es exorbitant unhöflich ist während eines Dialogs das Smartphone zu betätscheln. Es drückt eine nicht vorhandene Wertschätzung seines Gegenübers aus. Auch in größeren Runden vermag die Nutzung des Mobiltelefons nicht die Gefühlslage des Gelangweilten zu verhüllen, sondern offeriert unmissverständlich solche im Umgang miteinander eher zu verhüllenden Emotionen.

Verpasst man es jedoch nicht, seinen Mitmenschen (Cave: Menschen) einen größeren Anteil der eigenen Aufmerksamkeit zuzuteilen und sich nicht in technischen Spielereien zu verlieren, sollten oben genannte Faupax' zu vermeiden sein. Und anschließend kann man sich an den Annehmlichkeiten, die ein Smartphone mit sich bringt, immer noch erfreuen.